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Gartentipp 02-2020: Erfolgreicher Rebschnitt


Warum der Weinstock jedes Jahr zurückgeschnitten werden sollte / Rechzeitiger Stockaufbau erleichtert künftige Pflegemaßnahmen

Zieht sich der Winter draußen langsam zurück, träumen wir schon von saftigen, süßen Trauben, die wie im Schlaraffenland an kräftigen grünen Trieben hängen. Damit dies kein Traum bleibt, geben die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie Tipps zum Rückschnitt von Tafeltrauben.

Nach einer Legende erfand ein Esel, der an den Reben gefressen hatte, den Rückschnitt der Reben. Denn aus den übrig gebliebenen kurzen Stummeln entwickelten sich kräftige Triebe mit großen Früchten. Der Rebschnitt im Winter ist daher die Voraussetzung für eine gute Ernte.

Wuchseigenschaften des Rebstocks
Der Weinstock legt alles darauf an, möglichst schnell lange Triebe zu bilden. Dies bedeutet dann auch, dass die am höchsten stehenden Triebe und Knospen bevorzugt versorgt werden. Bei einer fünf Meter hochwachsenden Weinrebe würden im oberen Bereich kräftige Triebe mit großen Früchten entstehen, während es im unteren Teil des Stockes nur kümmerliche Trauben gäbe. Das wünschen wir nicht. Deshalb benötigt der Weinstock einen jährlichen Schnitt. Dies ist auch schon bei jungen Pflanzen zu beachten. Ein rechtzeitiger Stockaufbau erleichtert künftige Schnitt- und weitere Pflegemaßnahmen.
 

Wichtig für den Rebschnitt: Die einjährigen Fruchtruten, die im letzten Vegetationsjahr gewachsen sind, haben eine hellbraune Farbe. (Foto: Bayerische

Die einjährigen Fruchtruten, die im letzten Vegetationsjahr gewachsen sind, besitzen eine hellbraune Farbe. Sie haben eine normale Länge von etwa 1,20 Metern und idealerweise eine Stärke mit einem Durchmesser von sechs bis zehn Millimetern (ähnlich einer Kugelschreiberdicke). Optimales Holz ist gleichmäßig durchgefärbt, knistert etwas beim Biegen und beim Anschneiden kann man eine kleine Markröhre sehen. Betrachtet man dieses einjährige Holz, die Fruchtruten, genauer, erkennt man im Abstand von etwa zehn Zentimetern die Knospen, die sog. Augen. In ihnen liegt bereits unsichtbar der Ertrag des nächsten Spätsommers und Herbstes.

Der Griff zur Schere
Grundsätzlich werden jährlich über 90 Prozent der vorhandenen Augen mit dem einjährigen Holz weggeschnitten. Der Schnitt mit der Schere bedeutet einen großen Eingriff für die Pflanze, die sich jedes Jahr wieder neu aufbauen muss. Doch Vitalität und Wüchsigkeit bleiben so erhalten und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wachstum und Fruchtbarkeit gefördert. Vor dem Schnitt im Februar oder März betrachtet man seinen Rebstock genau. Bei Hausrebstöcken führt man in der Regel der Zapfenschnitt am waagrecht erzogenen Seitenast, dem sogenannten Kordon, durch. Auf diesen Zapfen wird dann jedes Jahr zurück-geschnitten.

Rebschnitt: Ein Schnitt mit der Schere bedeutet einen großen Eingriff für Pflanze. (Foto: Bayerische Gartenakademie)

Beim Kordonschnitt sind die Arme der Rebe oft schon viele Jahre alt. Ist aber die Erziehung abgeschlossen, ist der Schnitt jedes Jahr gleich. Ein bis zwei Zentimeter über dem untersten Auge eines einjährigen Fruchttriebes schneidet die Schere diesen ab. So bleiben nach dem Schnitt der letztjährigen Tragrute lediglich ein bis zwei sichtbare Augen stehen, die sogenannten Zapfen. Aus den verbleibenden Augen wachsen schließlich ein bis zwei kräftige Fruchttriebe, die dann meist bis zwei große Fruchttrauben hervorbringen. Um zu gewährleisten, dass die Ruten und Früchte später genug Licht, Luft und Sonne und Wärme bekommen, sollte der Abstand zwischen den Zapfen auf einem Kordonarm etwa 20 Zentimeter betragen (entspricht eine Rebscherenlänge).

Setzt der Saftstrom ein, kann es sein, dass der Stock an der Schnittstelle kurz „blutet“. Das „Bluten“ schadet den Stöcken nicht. Vorhandene Pilzsporen könnten sogar weggeschwemmt werden. Schneiden Sie an Neumond, „blutet“ die Pflanze weniger als an Tagen um Vollmond. Schneiden Sie, wie auch bei anderen Gehölzen, nicht bei Temperaturen unter minus fünf Grad Celsius.

Keine Angst vor dem Rebschnitt!. Einzig wirklicher Fehler ist es, den Stock unterhalb der Veredlungsstelle zu schneiden. Es liegt in der Natur der Pflanze wieder auszutreiben und kräftig zu wachsen. Selbst ein alter, über Jahre ungeschnittener Rebstock kann durch einen starken Rückschnitt wieder vital und fruchtbar werden.

Weitere Informationen zu Tafeltrauben finden Sie in den Infoschriften der Bayerischen Gartenakademie. Hier erfahren Sie alles zur Pflanzung und Pflege. https://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/infoschriften/156610/index.php

Wer weitere Fragen hat, wendet sich an das Gartentelefon (Tel.: 0931/9801-147) oder schreibt Sie eine E-Mail an bay.gartenakademie@lwg.bayern.de

Weitere Informationen gibt es auf den Internetseiten der Bayerischen Gartenakademie unter:
www.lwg.bayern.de/gartenakademie/index.php 
www.lwg.bayern.de/gartenakademie-infoschriften - Infoschriften
www.lwg.bayern.de/gartenakademie-gartentipps - jede Woche neu
www.lwg.bayern.de/gartenakademie-gemueseblog - Neues aus dem Schaugarten
www.lwg.bayern.de/gartenakademie-gartencast - Gartentipps zum Hören

Autorin: Isolde Keil-Vierheilig, Bayerische Gartenakademie
Foto: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim


 

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