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Pressemitteilung 269-2021: Nachwuchsförderung im Handwerk zentrale Aufgabe


HWK-Präsident Matthias Graßmann spricht beim Antrittsbesuch bei Landrat Christian Meißner aktuelle Herausforderungen an / AusbildungsLöwe als wichtige Kampagne für heimische Unternehmen gewürdigt

LICHTENFELS (06.08.2021). „Wenn es so weitergeht, gibt es in fünf Jahren einen Großteil unserer Handwerksbetriebe nicht mehr, weil wir keine Leute mehr haben“: Ein drastisches Bild zeichnete der neu gewählte Präsident der Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken, Matthias Graßmann, bei seinem Antrittsbesuch bei Landrat Christian Meißner. Beim Gedankenaustausch im Landratsamt sprachen Landrat, HWK-Präsident und Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer über aktuelle Herausforderungen und Ideen für die Zukunft. 

Zwar gebe es eine Vielzahl von Kampagnen um Nachwuchs zu generieren, doch der Erfolg bleibe weit hinter den Erwartungen zurück. Die Rahmenbedingungen für Handwerksbetriebe müssten verbessert werden und deswegen bedürfe es dringend politischer Unterstützung auf kommunaler, landes- sowie bundespolitischer Ebene, so Graßmann.   

„Unser Landkreis will weiterhin ein attraktiver Standort für Handwerksbetriebe sein und dafür setzen wir uns mit allen Kräften ein“, betonte Landrat Christian Meißner. Gleichwohl sei bekannt, dass das Handwerk vor großen Herausforderungen stehe und der Wettbewerb um die jungen Leute hart sei. Doch auch Industrie und Unternehmen des Dienstleistungssektors suchten dringend Nachwuchs. 

Laut HWK zählte der Landkreis Lichtenfels im Jahr 2020 1.041 Handwerksbetriebe. Bemerkenswert dabei: Wie aus der Statistik der Handwerkskammer für Oberfranken hervorgeht, die der neue Präsident mitgebracht hatte, ist 2020 die Zahl der Neugründungen im Handwerk um 28 Prozent gestiegen. Erfreulich sei auch im Landkreis Lichtenfels die aktuell gegenläufige Entwicklung bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen: Im ersten Halbjahr sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 32,2 Prozent von 59 auf 78 gestiegen. Mit Blick auf die Nachwuchskampagnen der Handwerkskammer verwies Landrat Christian Meißner auf die Lichtenfelser Ausbildungsmesse, die eine Erfolgsgeschichte sei. 
 

Zum Antrittsbesuch kam der neue Präsident der Handwerkskammer Oberfranken, Matthias Graßmann (Mitte), in Begleitung von Hauptgeschäftsführer Reinhard

Zum Antrittsbesuch kam der neue Präsident der Handwerkskammer Oberfranken, Matthias Graßmann (Mitte), in Begleitung von Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer (rechts) zu Landrat Christian Meißner ins Landratsamt. Foto: Landratsamt Lichtenfels/Heidi Bauer

Der HWK-Präsident betonte, sie sei für die ganze Region von großer Bedeutung und ein gutes Instrument, die Nachwuchssicherung auch im Handwerk in den Vordergrund zu stellen. Der Wettbewerb um den Lichtenfelser AusbildungsLöwen, dessen Schirmherrschaft er, Matthias Graßmann, 2021 übernommen hat, sei ein wichtiger Beitrag, die Ausbildungsleistungen der regionalen Wirtschaft zu honorieren. 

Wichtig für das Handwerk im Landkreis Lichtenfels sei das Forschungs & Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien (FADZ) Lichtenfels und die enge Zusammenarbeit mit dem Förderverein. Es sei von großer Bedeutung das FADZ mit Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung als regionale Anlaufstelle für Unternehmen zu etablieren. 

Wie HWK-Präsident erläuterte, hellt sich laut Konjunkturbericht nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen auch die Stimmung im oberfränkischen Handwerk merkbar auf. Alle Handwerksbranchen haben im Vergleich zum Vorjahr ihre Geschäftslage verbessern können. Vor allem bei Umsätzen und Auftragseingängen gab es laut HWK merkliche Steigerungen. Aber die Sorge vor erneuten Corona-Beschränkungen sei nicht verflogen. 

Wie Präsident Graßmann erläuterte, machen vielen Betrieben die Einkaufspreise und die Materialengpässe zu schaffen. Halte dieser Trend an, könne er zur ernsten Konjunkturbremse werden. Aktuell seien die Handwerksbetriebe von Materialknappheit bei Holz, Kunststoffprodukten, Dämmstoffen, Farben, Stahl- und Metallerzeugnissen betroffen. Die Knappheit erhöht die Preise und senke möglicherweise den Ertrag. Deswegen sei es wichtig, Lieferketten und Netzwerke zu bilden, Stoffpreisgleitklauseln bei Ausschreibungen einzufügen und bei Verzögerungen auf Vertragsstrafen zu verzichten. 

Ausbildung und Nachwuchssicherung einschließlich der Betriebsnachfolge bleiben die größten Herausforderungen des Handwerks, unterstrich der HWK-Präsident. Die Corona-Pandemie habe sich massiv auf den Ausbildungsmarkt im Handwerk ausgewirkt. Deswegen gelte es, die berufliche Bildung mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Er forderte eine Abkehr von einseitiger Fokussierung auf die akademische Bildung und berufsorientierende Maßnahmen an den Schulen sowie Azubi-Tickets analog zu den Semestertickets. Landrat Meißner stellte in diesem Zusammenhang heraus, dass der Landkreis Lichtenfels den ÖPNV kontinuierlich ausbaue, um die Mobilität auch im Landkreis zu verbessern. 




 

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