Quo Vadis Notarztversorgung?
Die rund 100 Ärzte, die sich im Rettungsdienstbereich Coburg beim Notarztdienst engagieren, erhalten seit Jahresbeginn, wie alle bayerischen Kollegen eine deutlich erhöhte Vergütung. Davon profitiert auch der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Coburg (ZRF) – er umfasst die Landkreise Coburg, Kronach und Lichtenfels sowie die Stadt Coburg – erheblich. Das bestehende, bisher gravierende Missverhältnis im Vergleich zu Thüringen bei der Vergütung seiner Notärzte wurde damit deutlich geglättet.
ZRF-Geschäftsführer Ralf Scheichenost berichtete bei einer Sitzung des Zweckverbandes, dass ein gemeinsamer Vorstoß auf politischer Ebene über den Bayerischen Landkreistag zum Erfolg geführt hat: Ende des vergangenen Jahres teilte die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) mit, dass bei den Verhandlungen mit den Kostenträgern eine deutliche Anhebung der Notarztdienst-Vergütung auf den Weg gebracht wurde. Die Bedeutung des Notarztdienstes unterstreicht auch Dr. Hans-Joachim Goller, der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes: „Professionelle präklinische Notfallmedizin stellt eine wesentliche Säule der Daseinsvorsorge für die Bevölkerung dar. Das patientenorientierte pragmatische Vorgehen aller Beteiligten im Notarzt- und Rettungsdienst wird durch den ZRF unterstützt, gefördert und gefordert.“
Demnach steigt heuer die Gesamtvergütung um 17,6 und im kommenden Jahr um weitere 7 Prozent. Damit ist der Unterschied zu Thüringen mit seinen fast doppelt so hohen Stundensätzen für Notärzte deutlich kleiner geworden. Als Vorsitzender des Zweckverbandes setzt Coburgs Landrat Sebastian Straubel darauf, dass die KVB wie versprochen am Ball bleibt und sich für eine auch künftig angemessene Vergütung der Notärzte stark macht: „Wir müssen den Notarztdienst lukrativ gestalten, um eine gute Versorgung aufrecht zu erhalten“.
Ein weiteres Instrument, um die Besetzung der acht Notarzt-Standorte im Gebiet des ZRF dauerhaft zu sichern, sind die regelmäßigen Schnittstellengespräche. Diese werden vom Zweckverband organisiert und dienen dem Austausch zwischen den Akutkrankenhäusern im Rettungsdienstbereich. Dabei setzt der ZRF auch künftig auf die Kooperationsbereitschaft der Verantwortlichen in den Kliniken. Es sei wichtig, dass diese interessierten und qualifizierten Ärzte unterstützen und ihnen eine Teilnahme am Notarzt-Dienst ermöglichen, betonte Geschäftsführer Ralf Scheichenost.
Gerade im ländlichen und grenznahen Raum droht aufgrund der Altersstruktur eine massive Unterversorgung im Notarztbereich. Dieser Herausforderung gilt es sich zu stellen. Die Verantwortlichen sind daher aufgerufen, auch weiterhin an der Verbesserung der Rahmenbedingungen – sowohl für niedergelassene Ärzte, als auch im Notarztdienst - zu arbeiten. Denn eine gute medizinische Versorgung im Notfall ist elementare Lebensgrundlage der Menschen.
Mit Blick auf die laufenden Prozesse im Rettungsdienstbereich Coburg stehen die Verbandsräte hinter ihrem im vergangenen Jahr getroffenen Beschluss, an den bestehenden Strukturen mit acht Notarztstandorten im Rettungsdienstbereich festzuhalten. Das heißt: Auch Pressig, Steinbach am Wald und Steinwiesen bleiben als Notarztstandorte erhalten.
Derzeit läuft eine bayernweite Bestandsaufnahme, bei der die rettungsdienstlichen Versorgungsstrukturen – insbesondere die zur Verfügung stehenden Rettungs- und Krankentransportwagen sowie die Standorte der Rettungswachen bzw. Stellplätze - im Fokus stehen. Das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) empfiehlt dem ZRF Coburg die Situation der Notarztstandorte nach Vorliegen der Ergebnisse der bayernweiten Erhebung nochmals begutachten zu lassen. Ohnehin ist es ja so, dass der aktuelle Status auf jeden Fall bis zum Jahr 2026 unverändert erhalten bleibt.
Oberstes Ziel aller Beteiligten muss dabei sein, nach Möglichkeit eine flächendeckende notärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu gewährleisten, so der Geschäftsleiter.
Jederzeit einsatzbereit: Für die rund 100 Notärzte im Rettungsdienstbereich Coburg hat sich bei der finanziellen
Vergütung das Missverhältnis im Vergleich zu ihren Thüringer Kollegen seit Jahresbeginn deutlich geglättet.
Foto: Landratsamt Coburg / Berthold Köhler