LICHTENFELS (24.04.2024). Vom 11. bis 22. März 2024 betreuten die Sozialpädagoginnen des Sachgebiets Gesundheit des Landratsamtes auch in diesem Jahr wieder die Ausstellung „Klang meines Körpers“, die das ZPG (Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung) kostenfrei zur Verfügung stellt. Im Rahmen ihres Präventionsauftrags im Öffentlichen Gesundheitsdienst leisteten die Sozialpädagoginnen einen aktiven Beitrag zur Prävention von Essstörungen. Das Angebot richtete sich dieses Mal an Schülerinnen und Schüler der Realschule und des Gymnasiums in Burgkunstadt ab der siebten Jahrgangsstufe.
Die Realschule Burgkunstadt hat die Räumlichkeiten für die Ausstellung des ZPG Bayern für die insgesamt 14 Tage zur Verfügung gestellt und es den Betrachtern ermöglicht, das Thema „Essstörungen“ zu sehen und zu „erleben“. Insgesamt 240 Schülerinnen und Schüler haben daran teilgenommen: vier siebte Klassen der Realschule sowie drei neunte und drei zehnte Klassen des Gymnasiums Burgkunstadt.
Um auch Eltern und anderen Interessierten das Thema Essstörungen und die Ausstellung konkret vorstellen zu können, boten die Sozialpädagoginnen des Landratsamtes Lichtenfels am 12. März 2024 einen Informationsnachmittag vor Ort an.
„Essstörungen sind vielschichtig und bleiben oftmals lange unentdeckt. Die Folgen für Betroffene und deren Umfeld können weitreichend und einschneidend sein. Unsere Sozialpädagoginnen haben daher wieder die Gelegenheit ergriffen, kreativ auf das Thema Essstörungen aufmerksam zu machen“, so Frau Elena Glombik, Ärztin des Sachgebietes Gesundheit, Landratsamt Lichtenfels.
Weiterführende Infos zum Thema:
- Informationen zur Ausstellung
Die Ausstellung fußt auf einem ganzheitlichen musiktherapeutischen Ansatz. Fünf junge Frauen sowie ein Mann stellen neben sachlichen Informationen zu Essstörungen ihre Nöte, Ängste und persönlichen Erfahrungen, die sie in ihrer Erkrankung durchlebt haben, in Form von Portraits, Texten, Liedern und Schatzkisten kreativ dar. Dem Besucher wird dadurch die Möglichkeit gegeben, diese ganz individuell einzusehen, auf sich wirken zu lassen und zu verinnerlichen. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler für dieses Thema zu sensibilisieren und typische Signale einer Erkrankung frühzeitig zu erkennen sowie einen achtsamen Umgang mit sich selbst und Betroffenen zu erlangen. Die Ausstellung will durch ihre Darstellung zudem über die Formen von Essstörungen informieren, wie auch Möglichkeiten des Umgangs und Wege aus der Erkrankung aufzeigen. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit der Musiktherapeutin Frau Stephanie Lahusen entwickelt und ist im Jahr 2007 mit dem Bayerischen Gesundheitsförderungs- und Präventionspreis ausgezeichnet worden.
- Wissenswertes über die Erkrankung:
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) teilt Essstörungen in 3 (Haupt-) Formen ein: Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie (Bulimia nervosa) und Binge-Eating-Störungen (Essen in übermäßiger exzessiver Art). Diese Essstörungen können auch in Kombination auftreten und sich zu Misch- und Sonderformen entwickeln oder auch zu Essverhalten, welches eine Auffälligkeit und Störung aufweist.
Typische Anzeichen einer Magersucht sind starker Gewichtsverlust bzw. eine auffallend dünne Körperstatur. Aus Angst zuzunehmen wird die Kalorienzufuhr stark kontrolliert. Auch der Einsatz abführender Medikamente, das Herbeiführen des Erbrechens und Treiben übermäßigen Sports werden zur Regulierung des Gewichtes eingesetzt. Die eigene Wahrnehmung des Körpers verändert sich so immens, dass ein bedrohliches Untergewicht nicht mehr wahrgenommen wird. In den meisten Fällen tritt diese Störung mit Beginn der Pubertät auf und bedarf einer umfangreichen Behandlung.
Betroffene einer Bulimie leiden unter Essattacken mit hoher Kalorienzufuhr. Gegenregulierend führen die Betroffenen absichtlich Erbrechen herbei oder nehmen Abführmittel ein. Deshalb bezeichnet man die Bulimie auch als Ess-Brech-Sucht. Sie kommt vorwiegend im späten Jugendalter sowie im jungen Erwachsenenalter vor. Betroffen sind überwiegend Frauen.
Unter der Binge-Eating-Störung versteht man ein Krankheitsbild, bei dem Betroffene unter immer wiederkehrenden Essanfällen leiden. Im Gegensatz zur Bulimie werden kalorienreduzierende Maßnahmen, wie das Erbrechen, nicht eingesetzt. Betroffene können hierbei gleichermaßen Frauen und Männer im späten Jugendalter und frühen Erwachsenenalter sein.
Damit die Behandlung von Menschen mit einer Essstörung erfolgreich ist, ist es notwendig, nicht nur die äußeren Symptome, sondern die ursächlichen, innerpsychischen Faktoren stärker in den Fokus zu rücken, näher zu beleuchten und positiv zu verändern.
Solche Faktoren können sein: Ein geringes Selbstwertgefühl, hoher Leistungsanspruch an sich selbst oder von den Eltern, gesellschaftliche Schönheitsideale, die Veränderung des Körpers und der Psyche durch die Pubertät, einschneidende Erlebnisse wie Trennung der Eltern oder Gewalterfahrungen.
Alle drei Essstörungen wie auch deren Mischformen sind ernstzunehmende Erkrankungen, die lebensbedrohliche Auswirkungen haben können und dringend professionell behandelt werden müssen. Deutschlandweit litten im Jahr 2019 rund 0,47 Prozent an einer Essstörung (Essstörungen - Bevölkerungsanteil in Deutschland | Statista). Es wurden 9.622 Fälle von Anorexie und 1.453 Fälle von Bulimie im Jahr 2021 stationär diagnostiziert (Essstörungen - Anorexie und Bulimie in Deutschland | Statista). Mädchen im Jugendalter bzw. junge Frauen zählen zu den Hochrisikogruppen; die Prävalenz liegt hier 10-fach höher als bei den Jungen. Aber auch andere Altersgruppen können gefährdet sein, an einer Essstörung zu erkranken. Wird die Erkrankung chronisch, können u. a. psychische Störungen (Angst- und Substanzstörung), verringerte Lebensqualität und soziale Isolation auftreten.
Die BZgA stellt auf ihrer Internetseite unter Weitere Hilfestellungen bei Essstörungen | BZgA Essstörungen (bzga-essstoerungen.de) Hilfestellungen für Betroffene, Angehörige und Nachfragende zur Verfügung. Alle wichtigen Informationen zu Essstörungen, ihren Ursachen, ihren Symptomen, ihrer Prävalenz und der Behandlung finden Sie außerdem unter:
https://www.zpg-bayern.de/klang-meines-koerpers-ess-stoerungen-vorbeugen.html
Essstörungssymptome bei Kindern und Jugendlichen: Häufigkeiten und Risikofaktoren (springer.com)
RKI - Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (rki.de)Essstörungen
Essstörungen - Bevölkerungsanteil in Deutschland | Statista
Essstörungssymptome bei Kindern und Jugendlichen: Häufigkeiten und Risikofaktoren | SpringerLink.
Bildquelle: Landratsamt Lichtenfels / Ina Weberpals-Resch