Schriftgröße AAA

Themen / Inhalt

Pressemitteilung 341-2023: Landkreisweiter Energienutzungsplan - Kick-off für das Klimaschutzkonzept 2.0


LICHTENFELS (22.09.2023). Der Landkreis Lichtenfels und alle elf Städte, Märkte und Gemeinden konnten am Donnerstag, 21.09.23 den Startschuss für den landkreisweiten Energienutzungsplan(ENP) geben. In einer außerordentlichen Bürgermeisterdienstbesprechung wurden den Bürgermeistern sowie Teilnehmern des Arbeitskreis Regionalwerk auf Einladung von Landrat Christian Meißner die Inhalte, das Vorgehen sowie die zeitliche Planung präsentiert.

Beauftragt zur Erstellung des Energienutzungsplans ist das Institut für Energietechnik Amberg-Weiden (IFE). Das circa 18 Monate beanspruchende Projekt wird vom Bayerischem Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert.

Zunächst soll die Energiebilanz im Ist-Zustand im Landkreis erfasst werden, also wie viel Bedarf an Wärme und Strom es im Landkreis gibt und wie viel schon erzeugt wird. Hierfür werden die Energieerzeugungsanlagen und die Netzinfrastruktur kartographiert. Auch der Bedarf des Verkehrssektors soll analysiert werden. Außerdem wird eine Treibhausgasbilanz aufgestellt, die kontinuierlich fortgeschrieben werden soll.

Im nächsten Schritt werden die Potentiale zur Energieeinsparung bzw. Erzeugung im gesamten Landkreis identifiziert. Dazu wird das bestehende Solarkataster für Dachflächen ausgewertet und interpretiert. Der Plan soll außerdem Flächen aufzeigen, die Abwärme oder Potential für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zur Nutzung in möglichen Nahwärmenetze aufweisen. Zudem wird ein gebäudescharfes Wärme- und Sanierungskataster erstellt, dass in Zukunft auch zur Energieberatung der Bürger genutzt werden kann. Außerdem sollen potentiellen Flächen zur Nutzung für Windkraft- oder Photovoltaik-Freiflächenanlagen ermittelt werden. Auch das Potential für die Biogaserzeugung und Wasserkraftnutzung wird geprüft. Für die Wärmenutzung sollen auch die Potentiale im Landkreis für oberflächennahe und tiefe Geothermie geprüft werden. Als großes Potential des Verkehrssektors soll insbesondere das Thema Elektromobilität (insb. E-Bikes) betrachtet werden. Ziel ist es hierbei ein Konzept zum Ausbau der Ladeinfrastruktur auf Landkreisebene in Bezug auf Strombedarf und Netzinfrastruktur zu ermitteln.

Die Erstellung des ENP soll in enger Abstimmung und Rückkopplung mit den Akteuren und Bürgern vor Ort erarbeitet und die hierdurch entwickelten Maßnahmen anschließend lokal anwendbar und realistisch umsetzbar sein. Daher sollen wichtige Fragestellungen gemeinsam mit den relevanten Akteuren vor Ort diskutiert und für die dabei auftretenden Problemstellungen Lösungsansätze gefunden werden. Deswegen sind zu dem Thema auch drei Bürgerforen in drei Teilräumen des Landkreises geplant.

Auch der Austausch von Akteuren zu drei Fachthemen ist in Planung, zunächst zum Thema Wasserstoff. Hierzu ist eine Veranstaltung mit Industrie- und Wirtschaftsunternehmen geplant, um deren Bedarfe zu ermitteln. Wasserstofferzeugungsanlagen erzeugen mittels Elektrolyse aus Wasser und erneuerbaren Energie grünen Wasserstoff aber auch Nebenprodukte wie Wärme und Sauerstoff. Der Energieträger Wasserstoff kann allerdings nur begrenzt lokal gespeichert werden, in Wasserstoffleitungen eingespeist oder alternativ per Transport verteilt und genutzt werden. Auch die Nebenprodukte müssen einen Absatz finden. Daher ist das Ziel, in Abstimmung mit Industrie und Wirtschaft, sinnvolle potentielle Standorte für den Aufbau von Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff im Landkreis zu identifizieren.

Ein weiteres Schwerpunktprojekt des Energienutzungsplan ist die Prüfung der energetischen Nutzung der stillgelegten Deponie in Oberlangheim, welche der Landkreis Lichtenfels betreibt. Neben der direkten Nutzung von Photovoltaik/Solarthermie ggf. Windkraft soll auch die Nutzung des Deponiegases im Rahmen dieses Schwerpunktprojekts auf technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit untersucht werden.

Als letztes Schwerpunktprojekt soll ein interkommunales Klärschlammkonzept erarbeitet werden, welches eine mittel- und langfristig wirtschaftliche Lösung zur Entwässerung, Trocknung, Phosphorrückgewinnung und energetischen Nutzung des auf den Kläranlagen anfallenden Klärschlammes in einem Umsetzungs- und Maßnahmenplan aufzeigen soll. Insbesondere durch das gemeinsame Handeln über die Gemeindegrenzen hinaus, können wichtige Skaleneffekte genutzt werden, welche sich entscheidend auf die Wirtschaftlichkeit der Klärschlammnutzung auswirken. Diese Skaleneffekte führen vor allem bei Investitionen in Anlagentechnik zur Entwässerung und Trocknung sowie bei logistischen Fragestellungen zu signifikanten Verbesserungen.

Alle diese Überlegungen sollen anschließend in eine kommunenscharfe umsetzungsorientierten und praxisbezogenen Maßnahmenkataloges münden, der mögliche Projekte und konkrete Handlungsempfehlungen für die Kommunen aufzeigt.

Landrat Christian Meißner schließt die Veranstaltung mit folgenden Worten ab: „Ich freu mich, dass sich der Landkreis und alle elf Städte, Märkte und Gemeinden zusammen dem Thema annehmen. Die Ergebnisse des landkreisweiten Energienutzungsplans liefern die Grundlage für Projekte in den Kommunen aber auch für gemeindeübergreifende gemeinsame Projekte. Das ist ein guter Grundstein für die zukünftige interkommunale Zusammenarbeit auch im Hinblick auf das künftige Regionalwerk Obermain.“

Was ist ein Energienutzungsplan (ENP)?

Unter einem Energienutzungsplan (ENP) versteht man ein informelles Planungsinstrument für kommunale Gebietskörperschaften zum Thema Energie. Vergleichbar dem Grundgedanken des Flächennutzungsplans in der Bauleitplanung, zeigt der Energienutzungsplan, bevorzugt interkommunal, ganzheitliche energetische Planungsziele auf. So sind im Rahmen eines Energienutzungsplans ausgearbeitete Maßnahmenvorschläge hinsichtlich Energieeinsparung und dem Ausbau erneuerbarer Energien zu erstellen. Ergebnis der Planungen sollen anbieterneutrale Maßnahmenvorschläge sein. Der ENP bildet damit die Basis, um Maßnahmen zur Energieeinsparung, Energieeffizienz und zur Umstellung auf erneuerbare Energien zu koordinieren und synergetisch aufeinander abzustimmen. Er liefert somit eine umsetzungskoordinierte Bedienungsanleitung für die lokale Energiewende.

341 - IMG_2888

Die Klimaschutzbeauftrage des Landkreises Lichtenfels Anika Leimeister (1.v.l.) und Landrat Christian Meißner (1. Reihe, 3.v.l.) beim Kick-Off-Termin zum Energienutzungsplan gemeinsam mit den Bürgermeistern der elf Städte, Märkten und Gemeinden sowie einigen Mitgliedern des Arbeitskreises Regionalwerk und zwei Vertretern des beauftragten Instituts für Energietechnik Amberg-Weiden (IFE).

Ansprechpartner / Kontakt

Kontakt