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„Fasching ist für mich eine Lebenseinstellung mit heilender Wirkung“


Weil Humor und gute Laune der Seele guttun: Konditormeister Franz Besold hält in der „fünften Jahreszeit“ den „Großkopferten“ in Weismain als Till den Spiegel vor / Auch in zahlreichen Fernsehsendungen ist er als Büttenredner inzwischen Stammgast
 

Von Heidi Bauer, Pressestelle

LICHTENFELS (16.02.2023). Der Duft von frischen Faschingskrapfen schlägt einem entgegen, sobald man in den Wochen vor Aschermittwoch die Tür zu der Weismainer Konditorei öffnet. Freilich nichts Ungewöhnliches in dieser Zeit. Vielleicht auch nicht, dass einem, tritt man einen Schritt nach rechts ins angrenzende Café, zu dieser Zeit eine knappe meterhohe Narrenfigur aus lustigen Augen entgegenblickt – mit glänzendem Gewand, plundrigem Beinkleid, Narrenkappe auf dem Kopf und Spiegel in der Hand. 

Alles andere als gewöhnlich jedoch ist, wenn das die Symbolfigur für den Herrn des Hauses ist: Konditormeister Franz Besold. Doch das hat seine Gründe. Seit inzwischen 40 Jahren mutiert der 63-Jährige in der fünften Jahreszeit zum Till. Und längst steigt er nicht mehr nur in Weismain in die Bütt. Auch in diesem Jahr zieht er wieder im Bayerischen Fernsehen vom Leder – als reimender Tourist in der Sendung „Die närrische Weinprobe“, die am Faschingsdienstag ab 10.15 Uhr ausgestrahlt wird. 

Als Till hält Konditormeister Franz Besold im Fasching seit 40 Jahren in Weismain den Spiegel vor.. Foto: (c) Roland Dietz (2)

Als Till hält Konditormeister Franz Besold im Fasching seit 40 Jahren in Weismain den Spiegel vor. Mit spitzer Zunge, fränkisch-frechen Dichtereien und närrischen Lösungen in seinen Büttenreden lockt er ein immer größer werdendes Publikum. Foto: Roland Dietz

Deutschlandweit unterwegs
Das ist aber nur einer von vielen Auftritten, die Franz Besold in diesen Tagen hat. Rimpar, Obervolkach, Oberdürrbach, Erlabrunn, Zell, Allersberg listet er auf – ja sogar bis ins Rheinland geht die Reise. Fast so wie früher – denn auch schon vor der Pandemie sauste der Weismain Konditor, begleitet von seiner Frau Barbara („Sie ist meine Managerin“), deutschlandweit von einem Auftritt zum nächsten. Seine Auftritte in Mainz beim Rosenmontagszug und in der Bütt waren und sind Tradition. 
 
„Heute Abend stehe ich bei TV Mainfranken für eine Aufzeichnung für den Faschingssamstag auf der Bühne. Ich muss mir noch überlegen, was ich da sage“, verrät der inzwischen weithin gefragte Büttenredner völlig unaufgeregt und etwas beiläufig bei einer Tasse Kaffee in seinem Weismainer Café. Dass er fürs Fernsehen auf der Bühne steht, ist für den Konditormeister längst kein Novum mehr. 

Auftritte hatte er bereits bei „Franken Helau“ im Bayerischen Fernsehen, in Mainz bei den „Mombacher Bohnebeitel“, deren Sendung „Mombach Mombach Täterä“ vom Südwestrundfunk übertragen wurde und fuhr beim Rosenmontagszug in Mainz auf dem Aktivenwagen der „Bohnebeitel“ mit: „Als Franke in Mainz in der Bütt zu stehen, das ist schon ein Highlight“, sagt der Weismainer, stellt im gleichen Atemzug aber klar: „Für mich ist jeder Auftritt ein Highlight – persönlich ganz wichtig ist uns vor allem aber der Weismainer Fasching. Der liegt uns am Herzen. Es ist einfach schön, wenn es da in den Gastwirtschaften Veranstaltungen gibt, dass die Vereine so viel auf die Beine stellen. Und egal, ob auf einer kleinen oder großen Bühne oder vor einer Fernsehkamera – ich habe immer Respekt vor dem Publikum und bin überall ähnlich aufgeregt.“ Nicht ohne Stolz fügt er an: „Ich trage aber immer nur vor, was ich selbst schreibe!“ 

Fastnacht ist auch auf den handgefertigten Pralinen Thema. Foto: Heidi Bauer

Fastnacht ist auch auf den handgefertigten Pralinen Thema: Konditormeister Franz Besold in der hauseigenen Konfiserie. 
Foto: Landratsamt Lichtenfels/Heidi Bauer 

Vom Till zum NSA-Spitzel
Das ist ebenso Ehrensache wie, dass er nur in Weismain den Till gibt. Ansonsten schlüpft er in verschiedene Rollen und ist mal als NSA-Spitzel, als Vogelhändler, Zuckerbäcker, als Kellerassel mit blecherner Mülltonne („weil so viel Müll verzapft wird“), als Verwirrologe oder als reimender Tourist unterwegs. Denn seine Mitreisenden liefern dem spitzzüngigen Konditormeister immer wieder Stoff für seine ironischen Dichtereien. Selbstredend, dass da Block und Bleistift bei jedem der seltenen Urlaube der Besolds im Gepäck und neben Franz Besolds Liegestuhl stets griffbereit mit am Strand liegen.

Mit seinem Touristen als Zugabe sorgte er vor zwei Jahren bei einer Veranstaltung in Würzburg für Furore. Der Erfolg beflügelte ihn, sich mit dieser Bütt zu Urlauberinnerungen etwas anderer Art beim Fastnachtsverband Franken und beim Bayerischen Fernsehen für „Die Närrische Weinprobe“ zu bewerben. Mit Erfolg – die Sendung wurde am 8. Januar 2023 im Residenzkeller in Würzburg aufgezeichnet und ist am Faschingsdienstag ab 10.15 Uhr nochmals im Bayerischen Fernsehen zu sehen.

Fasching ist Trumpf fьr Franz und Barbara Besold – vom 11.11. bis zum Aschermittwoch. Foto: Heidi Bauer

Fasching ist Trumpf für Franz und Barbara Besold – vom 11.11. bis zum Aschermittwoch. Dass es da in ihrer Weismainer Konditorei Faschingskrapfen satt in den verschiedensten Geschmacksrichtungen von Hiffenmark bis Champagner Trüffel gibt, ist auch klar. 
Foto: Landratsamt Lichtenfels/Heidi Bauer

„Gut für die Seele“
Fasching - das ist für Franz Besold eine Lebenseinstellung, eine mit heilender Wirkung, sagt er. Lebensfreude müsse in die Welt, „weil sie gut für die Seele ist. Ansonsten reiben einen die Alltagssorgen auf. Gerade in der Pandemie ist das noch viel deutlicher geworden“, meint der Büttenredner nachdenklich. 

Sein Rezept für gute Laune und ein wenig Heiterkeit: „eine Mischung aus Goggolores, Politik, Kultur, allgemein aktuellen Themen von Fußball bis Klimaaktivisten“. Das überzeugt: 2019 wurde Franz Besold mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet, der Fastnachtsverband Franken ehrte ihn mit seiner höchsten Auszeichnung als „Till von Franken“. 

„Die Fousenacht ist mein größtes Hobby“, sagt der Konditormeister, dessen Unternehmen in Weismain eine 110-jährige Tradition hat. Und Tradition ist das mit den Büttenreden auch, denn schon sein Vater hat es Franz Besold ein wenig in die Wiege gelegt: Bereits er schrieb immer die Büttenrede für den Faschingssonntag – vorgetragen hat er sie jedoch nie.  

Für Sohn Franz ist es zur Leidenschaft geworden: „Schon in der Schule habe ich immer Fastnachtsreden gehalten. Man fängt an zu reimen und findet dann seinen Spaß dran, immer wieder aufs Neue in vier bis höchstens zwölf Zeilen ein Thema, einen Missstand auf den Punkt zu bringen. Mich juckt’s da richtig in den Fingern.“ Er fügt hinzu: „Und wir dürfen stolz sein, dass wir in einem Land leben, in dem wir Kritik üben dürfen!“ 

Block und Bleistift immer griffbereit
Seine Themen findet Besold überall: „Ich lese viel und verschiedenste Medien. So versuche ich mir, eine Meinung zu bilden.“ Seine Ideen schreibt er fortlaufend auf und sammelt sie – bis sie sich zu einem homogenen Text und „närrischen“ Lösungen formen. Wichtig ist dem Weismainer dabei: „Büttenreden sind viel mehr als flache Comedy, Helau und Tusch. Es müssen schöne Wörter sein, die man gerne hört. Die Texte müssen lustig sein, die Leute zum Lachen, aber auch zum Nachdenken bringen. Narretei mit Tiefgang. Wir wollen Fastnacht verbreiten und die Tradition pflegen“, erläutert Franz Besold.

ur in Weismain steigt Franz Besold als Till in die Bütt. Foto Roland Dietz

Nur in Weismain steigt Franz Besold als Till in die Bütt: „Für mich hat ‚Kaulhaazia Helau‘ in Weismain immer Vorrang“, der Weismainer Fasching sei ihm und seiner Frau eine Herzensangelegenheit, sagt er. Foto Roland Dietz

Lampenfieber, neben prominenten Fastnachts-Rednern vor der Kamera zu stehen, hat der Weismainer nicht. Er fühle sich da als „Fousenachter unter Kollegen“. Und im Lauf der Jahre seien viele Freundschaften entstanden. Das sei insbesondere seiner Frau Barbara zu verdanken, die alle Termine organisiert und Kontakte pflegt: „Ohne sie geht nichts – wir machen das immer als Team. Und es ist schön, dass wir das gemeinsam so erleben dürfen.“ Im gleichen Atemzug lobt Franz Besold sein Team in der Konditorei: „Sie wissen scho‘, dass mir ‚fousenachtsverrückt‘ sind und unterstützen uns, weil sie immer da sind, wenn wir Auftritte haben“, betont er dankbar. 

Doch zurück zu den Fastnachtsrednern: Die Besolds sind mit vielen Prominenten gut bekannt und mit Michel Müller; Otti Schmelzer, Peter Kuhn, Ines Procter, Volker Heißmann und Martin Rassau verbindet sie eine langjährige Freundschaft. Klar kommt da der ein oder andere gerne mal nach Weismain zu ihnen. 

Nicht ganz so lustig war es allerdings mit dem Fasching während der Pandemie, erinnert sich Franz Besold. Doch es war ihm wichtig, die Leute in dieser schweren Zeit ein wenig aufheitern und so hielt er im vergangenen Jahr seine Bütt kurzerhand vom Fenster seiner Konditorei aus. Das Publikum lauschte gerne – alles im Corona konformen gesetzlich verordneten Mindestabstand. Dass jetzt wieder Normalität eingekehrt ist und wieder wie früher Fasching gefeiert werden kann, freut den närrischen Konditormeister besonders.

Sich selbst „Die närrische Weinprobe“ im Wohnzimmer anschauen, das ist für Franz Besold nicht drin. Denn ab dem Rathaussturm am närrischen Donnerstag ist Weismain sozusagen pausenlos im „Kaulhaazn Fieber“: „Da heißt es für mich nur ‚Kaulhaazia Helau!‘ Weismain hat Vorrang gegenüber allem anderen“, betont der Konditormeister. Dass er hier bei allen Veranstaltungen dabei ist, ob beim „Weiberfasching“ oder beim „Kaulhaazn Fieber“-Ball, ist Ehrensache – ebenso wie sein großer Auftritt nach dem Faschingszug am Faschingssonntag, wenn er wieder den „Großkopferten“ und auch allen anderen auf dem Weismain Marktplatz als Till den Spiegel vorhält. Und das sollte sich niemand entgehen lassen.   

Die Figur des Till steht auch im Café der Besolds. Foto: Heidi Bauer

Der Till als Symbolfigur: Im Café grüßt sie die Besucher und erinnert stets an die Große Leidenschaft des Hausherrn. Foto: Heidi Bauer


 


 

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