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Pressemitteilung 224-2023: Ist der Körper im Einklang? – Hinschauen und aktiv zuhören!


Die Ausstellung „Klang meines Körpers“ befasst sich mit dem Thema Essstörungen und wird im Juni 2023 in der ehemaligen Synagoge für Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse zur Verfügung stehen. 

LICHTENFELS (20.06.2023). Vom 21.06.2023 bis zum 30.06.2023 betreuen die Sozialpädagoginnen des Sachgebiets Gesundheit des Landratsamtes die Ausstellung „Klang meines Körpers“, die das ZPG (Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung) kostenfrei zur Verfügung stellt. Im Rahmen ihres Präventionsauftrags im Öffentlichen Gesundheitsdienst leisten die Sozialpädagoginnen hiermit einen aktiven Beitrag zur Prävention von Essstörungen. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler des Landkreises Lichtenfels ab der siebten Jahrgangsstufe. Die Ausstellung wird in der ehemaligen Synagoge zu sehen sein. Es nehmen 4 Schulen des Landkreises Lichtenfels mit insgesamt etwa 153 Schülerinnen und Schülern teil. „Das Thema liegt uns sehr am Herzen, da diese Erkrankung oft lange unentdeckt bleibt, vielschichtig ist und weitreichende Folgen für Betroffene und deren Umfeld haben kann“, so Frau Elena Glombik, Ärztin im ÖGD des Sachgebietes Gesundheit, Landratsamt Lichtenfels. Unterstützt werden die Fachkräfte bei der Betreuung der Schulklassen durch Frau Claudia Ortloff, Dipl. Sozialpädagogin des Caritasverbands für den Landkreis Lichtenfels e.V., Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern, Erziehungsberatungsstelle, und Frau Lang, Sozialpädagogin des Allgemeinen Sozialdienstes des Landratsamtes Lichtenfels.

Eröffnung durch Herrn Landrat Meißner:

Eröffnet wurde die Ausstellung am 20.06.2023 um 14:00 Uhr durch Herrn Landrat Christian Meißner. Deshalb freut sich Herr Landrat Christian Meißner sehr, dass die Ausstellung für vier Schulen angeboten werden kann. Zukünftig wird die Ausstellung wiederholt und es ist geplant sie an unterschiedlichen Standorten im Landkreis Lichtenfels zu zeigen, damit sie möglichst viele Jugendliche erleben können.

Informationen zur Ausstellung:

Die Ausstellung fußt auf einem ganzheitlichen musiktherapeutischen Ansatz. Fünf junge Frauen, sowie ein Mann stellen neben sachlichen Informationen zu Essstörungen ihre Nöte, Ängste und persönlichen Erfahrungen, die sie in ihrer Erkrankung durchlebt haben, in Form von Portraits, Texten, Liedern und Schatzkisten kreativ dar. Dem Besucher wird dadurch die Möglichkeit gegeben, diese ganz individuell einzusehen, auf sich wirken zu lassen und zu verinnerlichen. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler für dieses Thema zu sensibilisieren und typische Signale einer Erkrankung frühzeitig zu erkennen, sowie einen achtsamen Umgang mit sich selbst und Betroffenen zu erlangen. Die Ausstellung will durch ihre Darstellung zudem über die Formen von Essstörungen informieren, wie auch Möglichkeiten des Umganges und Wege aus der Erkrankung aufzeigen. Die Ausstellung wurde im Zusammenwirken mit der Musiktherapeutin Frau Stephanie Lahusen entwickelt und ist im Jahr 2007 mit dem Bayerischen Gesundheitsförderungs- und Präventionspreis ausgezeichnet worden.

Austausch mit den Eltern:

Um auch Eltern über die Ausstellung zu informieren und aktiv einzubinden, hat das Sachgebiet Gesundheit im Vorfeld zu einem Online-Elternabend am 13.06.2023 eingeladen. Im Rahmen dessen wurde nebst kurzer Vorstellung der Ausstellung ein Vortrag der Chefärztin Frau Dr. Rauh der Psychosomatischen Klinik der Schön Klinik Holding Bad Staffelstein angeboten: „Der süße Klang vom Wunschgewicht - Diäten und Vorstellungen von einem Wunschgewicht sind ein Risikofaktor, an einer Essstörung zu erkranken. Dennoch werden Diäten wenig gesellschaftlich problematisiert, sondern eher als selbstfürsorglich dargestellt.“ Der Vortrag zeigte die Grundlagen der Gewichtsregulation auf, was wir akzeptieren müssen, was wir ändern können. Des Weiteren wurden die verschiedenen Formen von Essstörungen vorgestellt und welche therapeutischen Möglichkeiten es gibt.

Wissenswertes über die Erkrankung:

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) teilt Essstörungen in 3 (Haupt-) Formen ein: Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie (Bulimia nervosa) und Binge-Eating-Störungen (Essen in übermäßiger exzessiver Art). Diese Essstörungen können auch in Kombination auftreten und sich zu Misch- und Sonderformen entwickeln, wie auch zu Essverhalten, welches eine Auffälligkeit und Störung aufweist.

Typische Anzeichen einer Magersucht sind starker Gewichtsverlust bzw. eine auffallend dünne Körperstatur. Aus Angst zuzunehmen, wird die Kalorienzufuhr stark kontrolliert. Auch der Einsatz abführender Medikamente, das Herbeiführen des Erbrechens und Treiben übermäßigen Sportes werden zur Regulierung des Gewichtes eingesetzt. Die eigene Wahrnehmung des Körpers verändert sich so immens, dass ein bedrohliches Untergewicht nicht mehr realisiert wird. In den meisten Fällen tritt diese Störung mit Beginn der Pubertät auf und bedarf einer umfangreichen Behandlung.

Betroffene einer Bulimie leiden unter Essattacken mit hoher Kalorienzufuhr. Gegenregulierend führen die Betroffenen absichtlich Erbrechen herbei oder nehmen Abführmittel ein. Aufgrund dessen bezeichnet man die Bulimie auch als Ess-Brech-Sucht. Ihre Prävalenz (Vorkommen) ist vorwiegend im späten Jugendalter, sowie im jungen Erwachsenenalter. Betroffene sind überwiegend Frauen.

Unter der Binge-Eating-Störung versteht man ein Krankheitsbild, bei dem Betroffene unter immer wiederkehrenden Essanfällen leiden. Im Gegensatz zur Bulimie werden kalorienreduzierende Maßnahmen, wie das Erbrechen, nicht eingesetzt. Betroffene können hierbei Frauen und Männer in gleicher Weise im späten Jugendalter und frühen Erwachsenenalter sein.

Damit die Behandlung von Menschen mit einer Essstörung erfolgreich ist, ist es notwendig, nicht nur die äußeren Symptome, sondern die ursächlichen, innerpsychischen Faktoren stärker in den Fokus zu rücken, näher zu beleuchten und positiv zu verändern.

Solche Faktoren können sein: Ein geringes Selbstwertgefühl, hoher Leistungsanspruch an sich selbst oder von den Eltern, gesellschaftliche Schönheitsideale, die Veränderung des Körpers und der Psyche durch die Pubertät, einschneidende Erlebnisse wie Trennung der Eltern oder Gewalterfahrungen. 

Alle drei Essstörungen, wie auch deren Mischformen, sind ernstzunehmende Erkrankungen, die lebensbedrohliche Auswirkungen haben können und dringend professionell behandelt werden müssen. Deutschlandweit litten im Jahr 2019 rund 0,47 Prozent an einer Essstörung( Essstörungen - Bevölkerungsanteil in Deutschland | Statista). Es wurden 9.622 Fälle von Anorexie und 1.453 Fälle von Bulimie im Jahr 2021 stationär diagnostiziert (Essstörungen - Anorexie und Bulimie in Deutschland | Statista). Mädchen im Jugendalter bzw. junge Frauen zählen zu den Hochrisikogruppen; die Prävalenz liegt hier 10-fach höher als bei den Jungen. Aber auch andere Altersgruppen können gefährdet sein, an einer Essstörung zu erkranken. Essstörungssymptome bei Kindern und Jugendlichen: Häufigkeiten und Risikofaktoren | SpringerLink. Wird die Erkrankung chronisch, können u. a. psychische Störungen (Angst- und Substanzstörung), eine verringerte Lebensqualität und soziale Isolation auftreten.

Die BZgA stellt auf ihrer Internetseite unter Weitere Hilfestellungen bei Essstörungen | BZgA Essstörungen (bzga-essstoerungen.de) Hilfestellungen für Betroffene, Angehörige und Nachfragende zur Verfügung. Alle wichtigen Informationen zu Essstörungen, ihren Ursachen, ihren Symptomen, ihrer Prävalenz und der Behandlung finden Sie unter: https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/?L=0, https://www.zpg-bayern.de/klang-meines-koerpers-ess-stoerungen-vorbeugen.html

Essstörungssymptome bei Kindern und Jugendlichen: Häufigkeiten und Risikofaktoren (springer.com)

RKI - Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (rki.de)Essstörungen

Essstörungen - Bevölkerungsanteil in Deutschland | Statista



224 - 2023_Ist der Körper im Einklang

Die Ausstellung, wie sie in der der ehemaligen Synagoge ausschauen wird. 
Foto: Bayrisches Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung

 

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