LICHTENFELS / BURGKUNSTADT (04.08.2023). „Ich bin sehr beeindruckt von den Ergebnissen, die Sie in den zwei Wochen erarbeitet haben und heute präsentiert haben“, zeigt sich Helmut Fischer, Stellvertreter des Landrates, hoch erfreut. Die sieben Teilnehmer bekamen in den zwei Wochen eingehende Informationen und Hintergrundwissen zu den beiden Zukunftsthemen „Nachhaltigkeit“ und „Digitalisierung“. Zudem wählten sie sich ein Thema und erarbeiteten eine Konzeption für dieses Projekt.
Professor Dr. Dr. Alexander Brink einer der Coaches von der Universität Bayreuth, Inhaber des Lehrstuhls Philosophy and Economics, schilderte bei der Abschlussveranstaltung am Donnerstag, dass bei klassischen Summer Schools an Universitäten häufig hundert Teilnehmer meist globale Themen beleuchten. Das einmalige an dieser Summer School mit dem Landkreis Lichtenfels ist, dass wir diese großen Themen auf die lokale Ebene herunterbrechen und mit Projektideen, die die Teilnehmer selbst auswählen können für das Gebiet eines Landkreises versuchen umzusetzen. Schon bei der letztjährigen Summer School war es erstaunlich, wie fokussiert die Schülerinnen und Schüler und auch Auszubildenden aus der Region diese Herausforderung meisterten.“, so Professor Dr. Dr. Alexander Brink.
Begonnen wurde am vergangenen Dienstag mit einer Vorstellungsrunde und der Einführung in das Thema Nachhaltigkeit mit den 17 Nachhaltigkeitszielen, den sog. SDG. In den nächsten beiden Tagen wurde der Fokus auf die Projektarbeit gelegt und ein Vormittag der Digitalisierung insbesondere auch zu deren Chancen und Risiken gewidmet. Die Teilnehmer wählten zwei Themen, die sie bearbeiten wollten: „Aktiv mit dem Rad zur Schule“ und „Lebensmittelverschwendung vermeiden“. Beide Projektteams entschieden sich zudem, eine Befragung zu starten. Gemeinsam mit Dr. Frank Esselmann und Tim Winkler als Coaches und der Klimaschutzbeauftragten des Landkreises Anika Leimeister wurde eine Online-Frageaktion zu diesen beiden Themen gestartet, die über Social Media und private Kanäle gestreut wurde. In den letzten drei Tagen der Summer School wurden die Ergebnisse ausgewertet, weitere Interviews geführt und die beiden Projekte fertig bearbeitet und eine Abschlusspräsentation erstellt.
Am letzten Tag, dem Donnerstagnachmittag, nutzten die Summer School Teilnehmer die Gelegenheit und präsentierten die Ergebnisse einer Runde aus Vertretern des Landratsamtes Lichtenfels und der BAUR-Gruppe.
„Wir freuen uns, dass wir unsere Räumlichkeiten in Burgkunstadt für den ersten Durchlauf der diesjährigen Summer School zur Verfügung stellen durften. Vielen Dank an den Landkreis Lichtenfels und die Uni Bayreuth für diese Initiative. Und Respekt an die teilnehmenden Schüler*innen und Azubis, die die erste Sommerferienwoche und ihre Freizeit nutzen, um sich mit Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu beschäftigen“, Stefan Gagel, Pressesprecher BAUR-Gruppe.
Projekt „Aktiv mit dem Rad zur Schule“
107 Schülerinnen und Schüler wurden mittels einer Online-Befragung zur Nutzung des Fahrrades befragt. Die überwiegende Mehrheit nutzt das Fahrrad aber nicht um in die Schule zu kommen. 95 % der Befragten haben ein Fahrrad, aber lediglich 8 % gaben an, dass Sie mit dem Fahrrad regelmäßig zur Schulen fahren. Zudem hat keiner der Befragten den Schulweg als unsicher eingestuft. Die Umfrage hat auch gezeigt, dass die fehlende Motivation als Hauptproblem genannt wurde, warum man nicht das Fahrrad nimmt. Denn nur 20 % der Befragten hatten angegeben, dass sie ungern Fahrrad fahren. 58 % gaben sogar an, dass sie gerne bzw. sehr gerne Fahrrad fahren. Dies nahm das dreiköpfige Team der Summer School zum Anlass, eine Fahrradchallenge zu entwickeln also einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Schulklassen mit einem Preisgeld für die Klassenklasse als Motivation. Ziel dieser Challenge soll es sein, die Fahrradnutzung auf dem Schulweg zu verstärken. Das Projekt „Aktiv mit dem Fahrrad zur Schule“ wird nun vom Landratsamt und einer Pilot-Schule weiter vorangetrieben, um es im Juni und Juli 2024 umzusetzen.
Projekt „Lebensmittelverschwendung vermeiden“
Auch bei diesem Projekt wurde mittels empirischer Erhebungen vorgegangen. Es wurde aber hier sowohl mit quantitativen Befragungen über einen Online-Fragebogen – unterschieden nach Bürger und Unternehmen - und über eine qualitative Befragung, also Experteninterviews, vorgegangen. Bei der Onlinebefragung nahmen 85 Personen teil, quer durch alle Altersgruppen. 99 % der Befragten halten die Rettung von Lebensmitteln für sinnvoll, 83 % der Befragten fühlen sich zudem auch für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung verantwortlich. Häufig werden Obst, Gemüse, Milchprodukte und Backwaren entsorgt. Über 62 % der Befragten haben die Lebensmittel einfach vergessen zu verwenden bzw. 30 % haben zu viel eingekauft. Dies waren die Hauptgründe für die Lebensmittelverschwendung. Die Umfrage hat zudem ergeben, dass gerade einmal fünf Prozent der Befragten ihre Lebensmittel bislang an gemeinnützige Organisationen, wie beispielsweise die Tafeln, spenden. Das vierköpfige Summer School Team hatte die Idee, einen „FairTeiler“ als öffentlich zugängliche Sammeleinrichtung aufzustellen, Hier können in ein Regal bzw. Kühlschrank die Lebensmittel abgegeben werden, die ansonsten weggeschmissen werden. Diese können dann beim FairTeiler von Bürgern wiederrum umsonst abgeholt werden. 70 % der Befragten könnten sich vorstellen, ihre übrigen Lebensmittel zu einem solchen FairTeiler zu bringen. Neben den Bürgern wurden auch Unternehmen und auch die Burgkunstadter Tafel befragt. Im Vergleich zu den Privathaushalten ist das Meinungsbild bei Unternehmen differenzierter. Die Aussagen sind nicht so eindeutig und die Unternehmen werfen weniger weg, als erwartet. Bei der Verwertung der Lebensmittel bei einem großen Lebensmittelmarkt im Landkreis Lichtenfels (EDEKA WERNER) liegen die Werte wie folgt: ca. 50 % gehen an die Tafel bzw. in die „Rettertüte“, 25 % landen als Tierfutter bzw. Biomasse und die übrigen 25 % landen im Abfall. Auch ein Experteninterview mit der Tafel wurde durchgeführt. Die Tafel Burgkunstadt erhält ca. 90 % der Lebensmittelspenden von Unternehmen und nur 10 % von Privathaushalten. Geldspenden sind sehr wichtig, da der Bedarf nicht durch die Lebensmittelspenden gedeckt ist. Das Summer School Team hat deshalb bei einer möglichen FairTailer-Organisation ein differenziertes Konzept erarbeitet und sieht sowohl Chancen und auch Herausforderungen bei der Umsetzung. Die kostenlose tägliche Nutzung, das Potential der Privathaushalte, die Nutzung für private bedürftige Verbraucher und Lebensmittelrettung durch die niedrige Hemmschwelle sprechen deutlich für den FairTeiler. Bei den Herausforderungen wird die Lebensmittelsicherheit, Kosten für die Einrichtung und Betrieb des Standortes, die unbedingt notwendige Kooperation bzw. Absprache mit der Tafel und die Organisation selbst genannt. Das Fazit lautet daher wie folgt: FairTeiler fördern soziale Gerechtigkeit, vermeiden Lebensmittelverschwendung und schonen Ressourcen und damit das Klima. Auch dieses Projekt wird das Landratsamt zusammen mit den elf Städten, Märkten und Gemeinde weiter vertiefen und versuchen vor Ort umsetzen. Wichtig ist hierbei eine enge Abstimmung mit den Tafeln im Landkreis.
Jetzt anmelden zur Summer School Ende August / Anfang September 2023 in Lichtenfels (Machbar / FADZ)
Bei der dritten Summer School am Ende der Sommerferien in Lichtenfels (im „Machbar / FADZ“) vom 28.08. bis 08.09.2023 sind noch Plätze frei. Auch hier können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder die Projekte selbst auswählen und nach ihren eigenen Ideen und Vorstellungen umsetzten. Unterstützt werden Sie von einem Team der Universität Bayreuth und des Landratsamtes Lichtenfels. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Landkreises Lichtenfels unter www.lkr-lif.de/summerschool.
sitzend: v.l. Prof. Dr. Dr. Alexander Brink (Uni Bayreuth), Robert Kral, Luan Ritzel, Klara Heller, Annika Hümmer, Lea Motschenbacher
stehend: v.l. Stefan Gagel (Pressesprecher BAUR-Gruppe), Nick Bauer, Laura Würstlein (beide Auszubildende bei der BAUR-Gruppe), Nils Ritzel, Diego Denk, Helmut Fischer (Stellvertreter des Landrats), Tim Winkler (Coach, Uni Bayreuth), Anika Leimeister (Klimaschutzbeauftrage des Landkreises Lichtenfels), Dr. Frank Esselmann (Coach, Fa. Concern)
Bildquelle: Andreas Grosch / Landratsamt Lichtenfels
