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Umwelttipp 04-2022: Streuobst – ja bitte


Obstwiesen sind ein „Hotspot“ der Artenvielfalt und tragen zum Klimaschutz bei 
 

LICHTENFELS (08.09.2022). Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Elementen unserer Kulturlandschaft. Nicht nur der verschiedenen Obstsorten wegen, sondern auch wegen der Art und Weise, wie sie gepflegt werden und was an Lebensräumen für Kleinsäuger wie den Hermelin oder für Insekten und Vögel geboten ist. Das ist auch der Grund, warum die Streuobstwiesen im Zuge der verschiedenen Klimaschutz-Initiativen so stark in den Fokus kommen und unterstützt werden, erläutert der Kreisfachberater für Gartenbau, Michael Stromer. 

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Leider setzen die langen Trockenperioden und die vielen heißen Tage auch unseren Obstwiesen zu. Jeder, der in den vergangenen Jahren Jungbäume gepflanzt hat, kam um ein zeitintensives Wässern nicht herum. Aber auch den Altbäumen sind Dürrestress, austrocknende Böden und sinkende Grundwasserstände anzumerken. Die vielen Sonnenstunden bringen zwar süße und aromatische Zwetschgen, Birnen und Äpfel hervor, aber der starke Obstfall der vergangenen Wochen und der teilweise schon heftige Laubfall zeigen, dass die Bäume sich nicht gut versorgen konnten. 

Nach der sehr guten Ernte im vergangenen Jahr war in unserer Region ohnehin heuer mit keinen großen Mengen zu rechnen, so Kreisfachberater Michael Stromer. Gerade bei den alten Obstsorten ist die Alternanz, also starke Schwankungen bei Erträgen, weit verbreitet. Das passt zwar nicht zu unserem Streben nach Optimierung und Maximierung und wurde deshalb bei den Erwerbssorten möglichst herausgezüchtet. Aber dafür sind die alten Sorten widerstandsfähiger und weniger allergieauslösend – Stichwort Genpool - und haben geschmacklich mehr Charakter. 

Was sind eigentlich „alte Sorten“? Dafür gibt es keine genaue Definition, aber viele Sorten, die gängigerweise dazugezählt werden, sind kaum älter als 100 bis 150 Jahre. Die Landsberger Renette beispielsweise, ein bei uns beliebter Apfel, dessen Früchte lange wie gelbe Leuchten im Baum hängen bleiben, ist erst 1850 in Landsberg an der Warthe (heute Polen) erstmals beschrieben. Und auch der Boskoop wurde erst 1856 in der gleichnamigen Ortschaft in den Niederlanden gefunden. 

Da ist der Welschisner, einer der besten Lageräpfel, mit seinen gut 400 Jahren ein echter Opa unter den Apfelsorten. Bei den Birnen ist es ähnlich: Die „Gräfin von Paris“ wurde um 1885 in Frankreich gezüchtet und die „Konferenz-Birne“ ist – wie viele andere auch – ein Zufallssämling des ausgehenden 19. Jahrhunderts. 

Der Begriff „Streuobst“ ist übrigens ebenfalls vergleichsweise jung. Er kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf und wurde etwas verächtlich für die als rückständig erachtete Hochstammerziehung und für die über die Wiesen „verstreute“ Pflanzung der Bäume verwendet. Da erschien die Obstplantage mit kleinen Bäumen in strengen und engen Reihen wesentlich fortschrittlicher. Und auch heute noch ist im Handel Obst aus Plantagen wesentlich einfacher und besser abzusetzen als „Streuobst“ – Artenvielfalt und Klimaschutz hin- oder her.

Deshalb als „Umwelttipp“: Pflanzen und pflegen Sie selbst Obstbäume oder kaufen Sie ihr Obst regional beim Landwirt, Obstbauern oder Direktvermarkter, zum Beispiel bei einem der Obstmärkte, die in den nächsten Wochen in unserer Region stattfinden. 
 

Obstwiesen wie hier die Anlage am Westhang unterhalb von Kloster Banz sind ein „Hotspot“ der Artenvielfalt und ein „Genpool“. Foto: Umweltstat

Obstwiesen wie hier die Anlage am Westhang unterhalb von Kloster Banz, auf denen auch mal ein absterbender oder abgestorbener Baum stehen bleiben darf, sind ein „Hotspot“ der Artenvielfalt und ein „Genpool“, dessen Bedeutung noch gar nicht so richtig erforscht ist, so Kreisfachberater Michael Stromer. Foto: Umweltstation Weismain, Michael Stromer

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