LICHTENFELS (24.08.2022). Anfang September begeben sich Rauch- und Mehlschwalben wieder auf ihre lange Reise ins südliche Afrika. Ihre kunstvoll gebauten Nester, lassen sie dabei zurück. Wenn sie im Frühjahr wieder zu uns kommen, suchen sie ihre angestammten Nistplätze auf. Deshalb ist es wichtig, die Nester an den Gebäuden zu erhalten. Schwalbennester sind ganzjährig durch das Bundenaturschutzgesetz besonders geschützt und dürfen auch nach Abreise der Schwalben nicht entfernt werden.
Schwalben werden immer seltener, sie stehen in Bayern und Deutschland auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten. Die Gründe für den Bestandsrückgang sind vielfältig: Es fehlt ihnen an Insekten als Nahrung und an Lehmpfützen als Material zum Nestbau. Die Trockenheit dieses Jahr erschwerte es den Glücksbringern zusätzlich offene Lehmstellen zu entdecken. „Denn für ihre Nester sammelt ein Mehlschwalbenpaar bis zu 800 kleine Lehmkügelchen, aus denen dann ein halbrundes Nest gemörtelt wird“, berichtet die Biodiversitätsberaterin Brigitte Pfister.
Auch mit der oft fehlenden Toleranz gegenüber ihren Nistplätzen an Gebäuden haben Schwalben zu kämpfen. „Mehlschwalbennester werden oft von den Fassaden abgeschlagen, weil eine Verschmutzung oder Beschädigung der Fassade befürchtet wird“, sagt Frau Pfister.
Die Naturschutzbehörde weist darauf hin, dass die Nester ganzjährig gesetzlich geschützt sind. Also auch, wenn die Schwalben nicht anwesend sind. Müssen wegen Baumaßnahmen Nester entfernt werden, muss vorab eine Genehmigung der Höheren Naturschutzbehörde vorliegen; als Auflage wird meist Ersatz in Form von Kunstnestern gefordert.
Es gibt viele Möglichkeiten, Verschmutzungen zu vermeiden:
• Stört der herunterfallende Kot, kann man ca. 60 cm unter dem Nest ein Kotbrett anbringen. Dieses sollte 25 cm tief sein und an den Seiten 10 bis 20 cm über den Nestrand herausragen.
• Im Herbst, wenn die Schwalben in den Süden ziehen, können die Hausbesitzer die vorhandenen Kotbretter reinigen oder neue anbringen.
• Mit Kunstnestern kann man auch die Verschmutzung von der Fassade ablenken, indem die Nisthilfen an den überhängenden Dachsparren angebracht werden. Im Gegensatz zu natürlichen, von den Schwalben selbst gebauten Lehmnestern, sollten künstliche Nisthilfen alle paar Jahre abgenommen und gereinigt werden.
Im Mittelalter wurden Schwalben als Glücksbringer verehrt. Bis weit in das 20. Jahrhundert war es bei den meisten Menschen auf dem Land und in der Stadt undenkbar, ein Schwalbennest zu entfernen. Heutzutage sind Schwalben am Haus nicht mehr selbstverständlich, der Glaube an den Glücksbringer ist in Vergessenheit geraten. Wer jedoch eine Schwalbenbrut am Haus erleben durfte, wer das Gezwitscher auf dem Dach und die emsige Futtersuche beobachten konnte, der hofft, dass die Schwalben im nächsten Jahr wieder kommen.
Wer hilft? Betroffene können sich für eine Beratung unter 09571-18-9045 an die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Lichtenfels wenden.
Mehlschwalbennester an der Außenwand von Gebäuden
Foto: Landratsamt Lichtenfels/Pfister