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Pressemitteilung 331-2022: Landkreis Lichtenfels startet Wildgänsemanagement


Graugänse, Kanadagänse und Nilgänse breiten sich auch im Landkreis Lichtenfels aus. Um Konflikten mit der Landwirtschaft, dem Tourismus und dem Naturschutz vorzubeugen, initiiert das Landratsamt Maßnahmen, die ab dem kommenden Jahr umgesetzt werden sollen

LICHTENFELS (04.10.2022). Die im Landkreis vorkommenden Wilgänse waren ursprünglich keine in Bayern heimischen Arten. Ihr Brutbestand lässt sich vielmehr auf Einbürgerungen zurückführen. Gerade in den vergangenen Jahren haben sich die Vögel am gesamten Obermain stark ausgebreitet. Einerseits freuen sich viele Menschen über Beobachtungen von Wildgänsen in der Landschaft. Andererseits können Wildgänse aber auch Fraßschäden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen verursachen, Badestrände verunreinigen und in Konkurrenz zu heimischen Vogelarten treten, wenn es um die Suche nach geeigneten Brutplätzen geht. 

Das führt zu Konflikten, die durch zielgerichtete Maßnahmen entschärft werden können und sollen. Damit sie Erfolg haben, müssen aber viele Akteure zusammenwirken. Um dies anzustoßen, unterstützt und berät das Landratsamt künftig Jäger, Jagdgenossenschaften, Landwirte und Kommunen bei der Umsetzung geeigneter und ausgewogener Maßnahmen.
 

Das Bild zeigt rechts die normale Entwicklung von Gerste, links Fraßschäden.  Foto: Bayerischer Bauernverband Lichtenfels / Gabriel Lieb

Mit ihrem großen Appetit richten die Wildgänse auf gewässernahen Feldern teilweise große Schäden an. Das Bild zeigt rechts die normale Entwicklung von Gerste, links Fraßschäden. Foto: Bayerischer Bauernverband Lichtenfels / Gabriel Lieb

Alle Belange berücksichtigen
Landrat Christian Meißner betonte bei der Auftaktveranstaltung zum Wildgänsemanagement im Landkreis Lichtenfels, wie wichtig es ist, alle betroffenen Belange zu berücksichtigen: „Das Wilgänsemanagement kann nur funktionieren, wenn die Belange des Natur- und Artenschutzes, der Jagd und der Landwirtschaft in Einklang gebracht werden können. Nicht alle Maßnahmen sind an allen Orten umsetzbar und nicht alle Schäden werden vollumfänglich vermieden werden können. Um ein ausgewogenes Ergebnis zu erzielen, müssen alle Akteure mitziehen. Sonst werde das Projekt nicht erfolgreich sein.“


Die Probleme mit den Gänsen sind nicht nur im Landkreis Lichtenfels bekannt. Bereits seit dem Jahr 2014 werden in zwei Pilotprojekten am Altmühlsee und im Maintal zwischen Viereth-Trunstadt und Sand am Main Lösungen durch die Landesanstalt für Landwirtschaft zusammen mit den dortigen Akteuren erarbeitet und umgesetzt. Jutta Reichel, eine Jagdpächterin im Projektgebiet im Maintal, und Klaus Pieroth als Vertreter des Kreisverbands Hassberge des Bayerischen Bauernverbands berichteten bei der Auftaktveranstaltung von der Arbeit im Maintal: Die Projektarbeit wird dort von einer Steuerungsgruppe mit vielen Mitgliedern begleitet. 

Probleme sollen durch Jagd, Gelegebehandlung, Vergrämung und Flächenmanagement angegangen werden
Eine herausragende Komponente bildet die Jagd auf die Gänse, wobei auch Anträge auf Schonzeitaufhebungen bei der unteren Jagdbehörde gestellt werden. Dadurch soll sich nicht nur die Anzahl der Individuen verringern, sondern auch ein Vergrämungseffekt erzielt werden. Zukünftig will man auch auf die Gelegebehandlung setzen. Dabei wird der Embryo im Ei zum Beispiel durch Anstechen des Eis in seiner Entwicklung gestoppt. Durch eine Änderung im Bayerischen Jagdgesetz ist dieser Eingriff unter strengen Voraussetzungen möglich. Der Bauernverband lässt gleichzeitig die Fraßschäden schätzen, um zielgerichtete Maßnahmen durchführen zu können. 

Nach der Vorstellung der dortigen Projektarbeit wurde beraten, wie ein Gänsemanagement im Landkreis Lichtenfels aussehen könnte: Martin Goller, ein erfahrener Federwildjäger, berichtete, dass ein Zusammenwirken von intensiverer Jagd und Gelegebehandlung zum Erfolg führen könnte. Dazu müssten jedoch vorrangig die einzelnen Jagdausübungsberechtigten in den Problemrevieren eingebunden werden.

Unterstützung für Landwirte
Johanna Reihs von der unteren Naturschutzbehörde wies darauf hin, dass die Gänse gerade bei intensiveren Vergrämungsmaßnahmen auch Rückzugsorte benötigen. Sind diese auf landwirtschaftlichen Flächen, könne der Landwirt durch den Abschluss von Vertragsnaturschutzprogrammen oder über das Kulturlandschaftsprogramm unterstützt werden. Ziel müsse es sein, die Schäden zu reduzieren. Zur Erfolgskontrolle sei ein begleitendes Monitoring der Schäden und der Wildgansentwicklung erforderlich. 

Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner freute sich über die Initiierung des Projekts und stellte in Aussicht, dass sie die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, einladen werde, um ihr das Projekt vorzustellen und um die notwendige Unterstützung durch den Freistaat Bayern zu erbitten. 

Die Maßnahmen, die im Landkreis Lichtenfels angegangen werden sollen, fasste Landrat Christian Meißner wie folgt zusammen: „Der Landkreis wird sich auf den Weg machen und den Jagdgenossenschaften einen Berater benennen, der dabei hilft, das Gänsemanagement vor Ort zu initiieren. Das Augenmerk wird dabei zunächst auf den am stärksten betroffenen Gebieten liegen. Gleichzeitig werden wir auch die Gelegebehandlung als zusätzliche Maßnahme in das Management integrieren. Um das Projekt anzustoßen, stehen finanzielle Mittel bereit. Langfristig muss das Projekt allerdings zum Selbstläufer werden, weshalb die Jagdgenossenschaften vor Ort, die Landwirtinnen und Landwirte sowie die Jägerinnen und Jäger besonders gefordert sind. Wie groß das Interesse und die Notwendigkeit von Maßnahmen sind, werden wir daran erkennen, ob die Hilfe des Landkreises in den einzelnen Gebieten abgerufen wird.“

Von Wildgänsen verursachte Fraßschäden an einem Getreidefeld. Foto: Bayerischer Bauernverband Lichtenfels / Gabriel Lieb

Von Wildgänsen verursachte Fraßschäden an einem Getreidefeld. Foto: Bayerischer Bauernverband Lichtenfels / Gabriel Lieb

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