LICHTENFELS (24.03.2025). 2021 startete die Umweltstation des Landkreises eine Aktion zur Kompostierung im Hausgarten. Dabei entstand ein einfach aufzustellender, stabiler Holzkomposter aus regionalem Käferholz.
Dieser Holzkomposter ist wieder zu haben: Er wird nun gefertigt von den Werkstätten St. Joseph in Lichtenfels und kann im dortigen Laden auch direkt gekauft und mitgenommen werden.
Wenn Sascha Joyce zur Säge, zum Hammer und zum Stechbeitel greift, dann ist er ganz in seinem Element. Lange Zeit arbeitete er als Gestellbauer für Polstermöbel. Heute kann er seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben und ist daher nun seit einiger Zeit in den Werkstätten St. Joseph. Zusammen mit seinen Kollegen und Kolleginnen des extra zusammengestellten Teams verarbeitet er das vom Sägewerk in langen Bohlen gelieferte Käferholz in den unterschiedlichsten Schritten, bis am Ende der Komposter verpackt auf einen Käufer wartet. Und das alles auf weitestgehend traditionelle Weise, fast ohne den Einsatz von Maschinen.
Natürlich wäre es leichter, wenn alle Arbeiten maschinell gemacht würden, so die begleitende pädagogische Fachkraft Ralf Scherer. Vielleicht muss die Arbeitsgruppe, wenn die Nachfrage sehr groß ist, auch hier irgendwann auf mehr Maschinen zurückgreifen. Die recht traditionelle Herstellung hat jedoch auch einen therapeutischen Effekt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit besonderen Bedürfnissen. Die Mischung aus Kraftanstrengung bei der Arbeit mit Hammer und Stechbeitel und die Feinarbeit beim Sägen und Anzeichnen fordert und fördert mehr als eine rein maschinelle Arbeit.
Um die Verbindung zu ihrer Arbeit zu stärken, war es auch wichtig, dass für die Lagerung und den Verkauf Beschäftigte eigene Ideen mit einbringen konnten. Und Ideen gibt es reichlich. Jürgen Greim, welcher aus gesundheitlichen Gründen zwar nicht selbst in der Produktion des Komposters mitarbeiten kann, hatte viele solcher Ideen. Er kümmert sich inzwischen mit um das Marketing und die Logistik für den Komposter. Eine seiner ersten Ideen, welche umgesetzt wurden, war die Erstellung einer Aufbauanleitung in einfacher Sprache. Diese hat er mit einem besonderen Bonus versehen. Für jeden verkauften Komposter erhält man einen Gutschein für ein Heißgetränk in der Cafeteria der Werkstätten St. Joseph.
Den Komposter kann man im Werkstattladen zu den Öffnungszeiten von Montag bis Donnerstag von 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr und am Freitag von 8.00 Uhr bis 12.30 Uhr erwerben. Das aus 28 Latten bestehende, 1,20m breite und ca. 1m hohe Holzgestell kostet 85€, von welchen 50% der Kosten vom Landratsamt nach Vorlage des beim Kauf mitausgehändigten Antrags und des Kassenzettels rückerstattet werden.
Kreisfachberater Michael Stromer, der sich den Komposter ausgedacht hat, erläutert, dass zum richtigen Kompostieren eigentlich mindestens 2 Behälter gehören: In einen Behälter wird laufend eingefüllt, im anderen wird die zirka einjährige Ruhe- und Rottephase durchlaufen. Ist aus dem Kompost krümelige Erde geworden, wird der Humus entnommen und als „schwarzes Gold“ mit wertvollen Nährstoffen dem Garten wieder zugeführt. Aus praktischen Gründen hat sich sogar ein dritter Behälter bewährt, in den der Kompost zwischendurch aus dem Behälter 2 umgesetzt werden kann, um so eine gleichmäßige Rotte zu gewährleisten. Wer also Platz hat, für den bietet sich ein Dreikammer-System an.
„Wichtig ist, dass der Kompost nicht austrocknet“, so der Kreisfachberater, da die unzähligen fleißigen Klein- und Kleinstlebewesen für ihre Zersetzungsarbeit Feuchtigkeit brauchen. Daher bietet sich für die Rottephase die Abdeckung mit Boden, Laub oder einfach Papier oder Pappe an. In trocken-heißen Phasen sollte der Kompost sogar gegossen werden. Dabei gilt: Je durchmischter und feiner das eingefüllte Material ist, desto besser. Und desto mehr Freude und weniger Sieb-Aufwand hat man später beim Entnehmen des fertigen Düngers. Neben den Gartenabfällen wie Rasen- und gehäckseltem Strauchschnitt eignen sich auch alle Reste der Obst- und Gemüseverwertung, Kaffee- und Teesatz, Eierschalen, Laub und Sägemehl. Fleisch und Wurst, Gesalzenes, stark chemisch Behandeltes und alles, was Ungeziefer wie Ratten anzieht oder die Tätigkeit der zersetzenden Mikroorganismen zum Erliegen bringt, hat natürlich im Kompost nichts verloren.
Sascha Joyce, Mitarbeiter der Werktstätten St. Josef beim Ausstemmen der Steckverbindungen. (Foto: Valentin Motschmann)
Die beiden Werkstätten-Mitarbeiter Iris Topeters und Sascha Joyce beim Zurichten der Holzkomposter. (Foto: Valentin Motschmann)
Im Werkstattladen in Lichtenfels, Eichenweg 10, können die Holzkomposter erworben werden. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Donnerstag von 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr und am Freitag von 8.00 bis 12.30 Uhr. Auf rege Nachfrage hoffen Michael Stromer (Umweltstation Obermain-Jura), ein Mitarbeiter der Werkstätten, Valentin Motschmann vom Sozialdienst und Gruppenleiter Ralf Scherer (v.l.n.r.)
Foto: (Umweltstation Obermain-Jura, Jennifer Thiem)