LICHTENFELS (30.08.2024). Vier Wahr-Zeichen stehen im Mittelpunkt des Tags des offenen Denkmals, der am Sonntag, 8. September, bundesweit stattfindet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die den Tag ausrichtet, hat als Motto in diesem Jahr „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ ausgewählt, denn Wahr-Zeichen stehen symbolhaft für Geschichte, Zeitabschnitte und Regionen sowie ganz persönliche Geschichten. Die vielfältigen historischen Bauten haben immer eine Bedeutung und Symbolkraft für das direkte Umfeld oder weit darüber hinaus, regional wie überregional. Als Landmarken und „Zeichen“ der Region tragen sie zu Orientierung und Identifikation bei, locken als Sehenswürdigkeiten Touristen an und spiegeln als authentisch fassbare Zeugnisse das „Wahre“ wider. Sie sind verlässliche Wissensspeicher in Zeiten von Desinformation und künstlich generierter Bilder.
Ein Wahr-Zeichen der Gemeinde Altenkunstadt ist die ehemalige Synagoge (Judenhof 3) mit dem sie umgebenden Judenhof. Die Synagoge wurde 1726 erbaut und war über 200 Jahre lang der Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde. Auf die Verwüstung des Inneren nach der Pogromnacht 1938 folgten 50 Jahre Fremdnutzung des Gebäudes, das nach einer umfassenden Restaurierung seit 1993 als Erinnerungs- und Gedenkstätte sowie als Kulturraum der Gemeinde Altenkunstadt dient. Auf der ehemaligen Frauenempore informiert eine Dauerausstellung über die Geschichte der Juden am Obermain und ein historischer Abriss gibt Auskunft über 700 Jahre jüdischen Lebens und Wirkens in der Region.
Am Tag des offenen Denkmals lädt Udo Bornschlegel-Diroll zu einer Führung durch die ehemalige Synagoge und den Judenhof ein. Beginn ist um 14:00 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos.
Viel zu sehen gibt es auch in Bad Staffelstein. In der Alten Darre (Bamberger Straße 25) sind zwischen 11:00 und 17:00 Uhr Besucherinnen und Besucher willkommen. Dem Motto des Tages entsprechend kann eine Postkartenausstellung über die drei Wahr-Zeichen des Gottesgartens am Obermain (das „Dreigestirn“ mit Staffelberg, Kloster Banz und Vierzehnheiligen) besichtigt werden. Die alten Ansichtskarten sind wertvolle Schätze aus dem Bad Staffelsteiner Stadtarchiv.
Geöffnet ist auch der Zugang zum historischen Stadtturm, einem weiteren Wahr-Zeichen der Stadt. Der Aufstieg in die oberen Etagen wird mit einem grandiosen Blick auf Bad Staffelstein und den Gottesgarten belohnt. Der Eintritt ist frei.
Zum ersten Mal dabei ist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Staffelstein (Lichtenfelser Straße 9). Das große Gebäude der Barockzeit, das nach fünfjähriger Bauzeit 1719 fertiggestellt war, ist vielen sicher noch als Landratsamt des früheren Landkreises Staffelstein in Erinnerung. Die am Haus angebrachten Wappen des Bamberger Domkapitels (thronender Kaiser, Mitte) sowie des Dompropstes und des Domdekans erinnern an die ursprüngliche Funktion als Amtshaus des Bamberger Domkapitels.
Am Tag des offenen Denkmals ist das Gebäude von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Besichtigt werden können der Eingangsbereich, das Foyer mit Treppe, ein Besprechungsraum und der Gewölbekeller, der jedoch nicht barrierefrei erreichbar ist. Um 14:15 Uhr und um 15:15 Uhr werden Führungen angeboten, die vom ehemaligen Projektleiter der Renovierungsarbeiten, Herrn Thomas Kandler, gehalten werden. Außerdem wird der Film „Auflösung des Landkreises Staffelstein 1972“ von Alfred Meixner gezeigt. Eintritt frei!
In Michelau i.OFr. steht das Deutsche Korbmuseum (Bismarckstraße 4) im Mittelpunkt, das in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiert. Das im ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus einer bedeutenden Michelauer Korbhändlerfamilie eingerichtete Museum bietet mit seinen fast 2000 Exponaten aus aller Welt einen einmaligen Überblick über Korbflechterei und den Korbhandel in der Region und über viele andere Aspekte rund um Korbwaren und Geflochtenes. Das Museum ist von 10:00 bis 16:30 Uhr geöffnet. Außer der Dauerausstellung kann die Sonderausstellung „Rumgekommen – Zur Geschichte des Reisegepäcks“ besichtigt werden.
Das Stölzel-Haus, in dem sich heute das Deutsche Korbmuseum befindet, ist ein bedeutendes Denkmal der Korbindustrie. Die Korbhandelsfirmen Johann Georg Gagel und Max Christian Stölzel hatten hier ihren Sitz. Durch die Heirat von Irene Stölzel und Georg Alexander Hansen im Jahr 1931 entstand die Verbindung von Hansen mit dem Stölzel-Haus.
Vor 80 Jahren, am 8. September 1944, wurde Georg Alexander Hansen, der ein engagiertes Mitglied der Widerstandsgruppe des 20. Juli war, von den Nationalsozialisten in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Das Museum hat deshalb gemeinsam mit seiner Tochter Frauke Hansen einen Gedenktag für Georg Alexander Hansen vorbereitet.
Um 14:00 Uhr stellt Franziska Bartl ihr Buch „Der vergessene Verschwörer. Georg Alexander Hansen und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ im Museum vor, in dem die Autorin den Lebensweg von Hansen nachzeichnet, seine Entwicklung zum aktiven Regimegegner ergründet und seine Rolle in das Gesamtgebilde des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus einordnet.
ehemalige Synagoge in Altenkunstadt
Foto: (Landratsamt Lichtenfels/Andrea Göldner)
Alte Darre in Bad Staffelstein
Foto: (Landratsamt Lichtenfels/Andrea Göldner)
Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Bad Staffelstein
Foto: (Landratsamt Lichtenfels/Andrea Göldner)
Deutsche Korbmuseum in Michelau i.OFr.
Foto: (Korbmuseum Michelau/ Ariane Schmiedmann)